Oft musste Boris Becker dabei innehalten, als ihm Tränen in die Augen schießen – als es um die Verabschiedung von seiner Familie ging, um Unterstützung von Freunden außerhalb der Gefängnismauern oder um die Gefahren, denen er sich im britischen Knast konfrontiert sah.

Einige Sorgen, die er vorab nur aus Filmen kannte – was passiert in der Dusche wohl, wenn die Seife runterfällt? – erwiesen sich dabei als unbegründet. Doch andere Situationen seien durchaus brenzlig gewesen. Insassen mit dem Ruf, Geld zu haben, würden oft erpresst werden, was auch ihm passiert sei. Becker berichtete von einem besonders kritischen Fall „mit einem Häftling, der wollte mich umbringen“. Neid sei sein Motiv gewesen, wie Becker vermutet: Der Mann saß bereits seit 16 Jahren im Knast. Nur die Unterstützung anderer Häftlinge habe dies verhindern können.

Erneut kamen dem ehemaligen Tennis-Profi die Tränen, als er von der Versöhnung mit dem Mann spricht, der sich bei ihm entschuldigt hätte. Er habe den Mann daraufhin umarmt und ihm beteuert, dass er großen Respekt vor ihm habe.

Unterstützung inner- und außerhalb der Mauern

Überhaupt habe es unter den Gefangenen ungeahnte Solidarität gegeben. Zu seinem Geburtstag habe er von ihnen drei Kuchen erhalten, den sie von ihren kargen Mitteln hinter Gittern besorgt hätten. So etwas habe er selbst in Freiheit nie erfahren. „Wir haben uns so gebraucht“, erklärte Becker. „Ich glaube, dass ich mit einigen Häftlingen ewig verbunden bleibe. Wenn man gemeinsam ums Überleben gekämpft hat, das schweißt zusammen.“

Auch von Freunden habe er rührende Unterstützung erhalten. Besuche seien zwar schwierig gewesen: Er berichtet von Kumpanen wie Johannes B. Kerner oder Jürgen Klopp, die ihn besuchten wollten, dies aus Sicherheitsgründen jedoch nicht konnten. Bekannte oder gut betuchte Besucher seien selbst im Besucherraum gefährdet, wie Becker meinte.

Dafür habe es viel Post gegeben – nicht nur von Fans, Freunden und früheren Kumpels der Tennis-Toure wie Eric Jelen oder Patrick Kühnen, sondern auch von einem ehemaligen Rivalen: Michael Stich habe ihm einen dreiseitigen Brief geschickt, wie Becker unter Tränen offenbart.  

Blick in die Zukunft: Bleibt Boris Becker in Deutschland?

Er sei jetzt „ein freier Mann“, wie Becker erklärt – eine Tatsache, die auch sein Anwalt zuvor betont hatte: In Deutschland muss der 55-Jährige keine strafrechtlichen Restriktionen befürchten. Ob er wirklich in Deutschland – oder überhaupt in Europa – bleibt, bezweifelt Boris Becker, da er seine Privatsphäre schätze.

Wie es dann für ihn weitergeht, hält er offen: „Ich habe Ideen, aber ich bin vorsichtig geworden mit meinen Aussagen in Sachen Zukunft.“ Nur so viel: Mit 55 Jahren hoffe er auf weitere 25 Jahre mit seiner großen Liebe Lilian, mit der er auf „ein paar“ weitere Kinder hoffe. Arbeiten würde er auch, was seine finanzielle Lage ohnehin notwendig macht. Man darf also davon ausgehen, dass Boris Becker weiterhin im Licht der Öffentlichkeit bleibt. 

Wie stark sein Stern dann noch strahlt, wird sich zeigen. Für Sat.1 hat sich das Interview mit einer Einschaltquote von 1,55 Millionen Zuschauer:innen (5,8 Prozent Marktanteil) als enttäuschend erwiesen, wie der Branchendienst DWDL berichtet. Zumindest zeitweise war die Quote jedoch stärker: Die Nettoreichweite betrug bis zu 5,2 Millionen Menschen.

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Autor: Jennifer Caprarella

Jennifer Caprarella begann ihre Karriere in einer Entertainment-Nachrichtenagentur, wo sie direkt nach dem Praktikum die Leitung eines der TV-Ressorts übernahm, und entdeckte als freiberufliche Redakteurin schließlich ihre Affinität für Digital-, Social-Media- und Tech-Themen. Wenn sie nicht von ihrer Heimatstadt München aus in die Tasten haut, treibt sie sich in Londons Theaterhäusern rum oder geht mit Hündin Luna auf Fährtensuche.